Unterabschnitte
Katalytische RNA und RNA-Editing
Eine RNA kann - ähnlich einem Enzym - auch eine katalytische
Aktivität aufweisen. Solche RNAs bezeichnet man als Ribozyme.
Neben dem Spleissen kann die RNA andere Veränderungen an einzelnen
Basen erfahren. Dieser Prozess wird als RNA-Editing bezeichnet.
Die schon in 3.3 erwähnten Introns der Gruppe I
spleissen sich durch eine Umesterung selbst. Auch diese
Reaktion ist eine katalytische Aktität der RNA.
Die Introns der Gruppe I können sich selbst aus der RNA
heraussplicen.
Diese Reaktion benötigt ein monovalentes Kation, ein bivalentes Kation
und ein Guaninnukleotid (Guanin, GMP, GDP oder GTP) mit einer
3'-OH-Gruppe.
Diese Gruppe reagiert in einem wersten Schitt mir dem 5'-Ende des
Intrions und verbindet sich mit diesem. Die nun freie OH-Gruppe des
Exons greift nun das 5'-Ende des zweiten Exons an. Diese beiden
Reaktionen laufen gekoppelt ab und setzen das Intron als lineare
Sequenz frei. Diese verändert sich durch eine dritte Umlagerung zu
einem ringförmigen Molekül.
Diese Reaktion läuft auf der Grundlage von Umesterungen ohne
Energieaufwand ab und ist auch in vivo nicht von Proteinen abhängig;
wird jedoch in vivo von solchen unterstützt.
Das Spleissen ist eine von dem Intron vermittelte Reaktion, die durch
das Ausbilden einer bestimmten Sekundärstruktur erreicht wird.
Das Intron kann seinen Ringschluss in vitro auch wieder umkehren kann
sich ausserdem mit einem geeigneten Partner in vitro aus eigener Kraft
verknüpfen.
In vitro konnte man dem Intron verschiedene andere, auf Umesterung
basierende Reaktionen nachweisen. Dies beruht darauf, dass das Intron
- analog einem klassischen Enzym - eine Substratbindungsstelle
aufweist, an die ein Substrat binden kann. Die Substratbindung ruft
dann eine Konformationsänderung hervor, die eine Reaktion auslöst,
welche der Umesterung bei dem Prozess des Spleissens gleicht.
Wenn man eine solche Reaktion mittels der Michaelis-Menten-Kinetik
analysiert, wird man feststellen, dass die Reaktion an sich sehr
langsam verläuft und die Bindung der RNA an ihr Substrat hoch
spezifisch ist.
Bei einigen Introns findet man auch offene Leseraster, die für ein
Protein codieren, das es dem Intron erlaubt, sich entweder als RNA
oder in einer DNA-Form in das Genom zu integrieren. Dieses Phänomen
findet man sowohl bei der Gruppe I, als auch bei der Gruppe II. Die
Introns codieren für Endonukleasen, Reverse Transkriptasen und
Maturasen, die die Introns aus der prä-mRNA herausspleissen.
Zumeist funktionier die Integration über eine spezielle Endonuklease,
die eine Zielsequenz erkennt und spaltet, so dass sich das Intron
integrieren kann.
Die Zielsequenz der Endonuklease ist sehr lang und somit
hochspezifisch. Diese gewährleistet, dass die Ausbreitung des Introns
auf einen bestimmten Bereich beschränkt ist (intron homing). In
Kombination mit einer RT entsteht ein Mechanismus, der dme der
Retroviren sehr ähnlich ist.
Die Ribunuklease P, eine tRNA-prozessierende Endonuklease von E. coli
besteht aus einem Polypeptid und einer RNA. Unter physiologischen
Bedingungen sind beide Kompnenten notwendig. Wenn man allerdings die
Konzentration an Mg2+ verändert, so ist die Proteinkomponente
entbehrlich.
Diese Aktivität beruht auf einer speziellen Sekundärstruktur, die sich
unter der Mitwirkung von Mg2+ ausbildet.
Bei einigen pflanzlichen RNAs findet man eine Endonukleaseaktivität,
die es ihnen erlaubt, andere Substanzen zu bearbeiten. Man teilt diese
RNAs in Viroide und Virusoide ein. Die Viroide können eigenständig
agieren und keiner Proteinummantelung bedürfen, während die Virusoide
zusammen mit dem Genom eine Pflanzenvirus in einer RNA verpackt
werden; sie sind bei íhrer Replikation also auf einen Virus
angewiesen.
Beide Formen vermehren sich in der Form eines rolling circle -
Modells. Die RNAs können sich (teilweise erst nach Erhitzen und der
damit verbundenen Konformationsänderung) selbst spalten und durch
Zusammenlagerung mit anderen RNAs eine aktive Struktur bilden
(Hammerkopf).
Bei dem RNA-Editing wird die in der mRNA enthaltende Information
editiert. Während in den Mitochondrien der Geisseltierchen die RNAs
eine umfassende Bearbeitung erhalten, ist das RNA-Editing bei den
Säugern meist auf wenige Basen beschränkt.
Bei den Säugern findet man das RNA-Editing z.B. bei dem Protein ApoB
oder den Glutamatrezeptoren im Gehirn der Ratte. Dabei werden
bestimmte Codons so geändert, dass bei apoB ein kürzeres Protein
entsteht und bei den Rezeptoren der Ionenfluss wesentlich beeinflusst
wird. Die Sequenz oder eine Sekundärstruktur wird spezifisch erkannt
und durch eine Desaminierung verändert.
Bei den Mitochondrien der Trypanosomen laufen wesentlich
umfangreichere Veränderungen ab. Dort findet man teilweise auch
Leserasterverschiebungen, die durch das RNA-Editing in Form von
Urindinresten, die eingeführt oder entfernt werden.
In diesem Fall dient eine zweite RNA als Korrektur- oder
guid-RNA. Diese lagert sich mit einem komplementären Teil an die RNA,
wobei einige A's ohne Partner bleiben und im Rahmen des RNA-Editings
ersetzt werden. Oftmals findet man auch mehrere Korrekturen durch
aufeinanderfolgende RNAs.
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