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Unterabschnitte


Proteine


Proteinstruktur

Die meisten Makromoleküle bilden eine Struktur, die neben der kovalenten Bindung der Monomere auf folgende Bindungstypen stützt:

  • Wasserstoffbrückenbindungen
  • van der Waals-Kräfte
  • Ionenbindungen

Die Proteine bilen ihre Struktur vor allem durch Wechselwirkungen im polaren Milieu, ausserdem findet man - vor allem bei sezernierten und Oberflächenproteinen - auch Disulfidbrücken.

Die zwei strukturgebenden Motive der Proteine sind die $\alpha$-Helix und das $\beta$-Faltblatt. Die $\beta$-Faltblattstrukturen findet man vor allem im Kern der meisten Proteine.

Die Helices bilden sich durch Wasserstoffbrücken zwischen der C=O und der NH-Gruppe mit jeweils vier Aminosäuren Abstand. Die Faltblätter bilden sich in Abwesenheit von Alanin und Glycin durch das Aneinanderlagern von mehreren Ketten.

Die $\beta$-Faltblätter bilden dort eine Stützkonstruktion für die übrige Struktur.

Mehrere $\alpha$-Helices können sich zu coiled coil - Doppelwechselstrukturen zusammenlagern und sind so auch in wässrigen Milieu aktiv.

Die Struktur wird in folgende Ebenen gegliedert:

  • Die Primärstruktur eines Proteins ist die Sequenz der Aminosäuren.
  • Die Sekundärstruktur von $\alpha$-Helices und $\beta$-Faltblättern bildet sich automatisch. Kombinationenen aus Faltblättern und Helices bilden sogenannte Domänen aus.
  • Die Tertiärstruktur ist die dreidimensionale Anordnung des Proteins.
  • Die Quatermärstrukturen bilden sich durch die Bildung von Dimeren oder Oligomeren.

Nur aus relativ wenigen Kombinationen von Aminosäuren ergeben sich sinnvolle Proteine, weshalb neue Proteine häufig aus bestehenden Stukturen durch Modifikation hervorgehen.

Häufig bilden mehrere globuläre Proteine einen Proteinkomplex. So können mehrere Polypeptide zu neuen Strukturen zusammengefügt werden. Im Laufe der Evolution wurden häufig die DNA-Domänen solcher Komplexe zusammengefasst und zu einem Gen, das eine grosse Polypeptidkette kodiert verknüpft. Heute sind diese Vorgänge an den Multidomänstruktuden der Proteine zu erkennen. Das Zusammensetzen mehrere Einzelstrukturen findet man auch bei grossen Strukturen wie den Ribosomen.

Wenn eine Untereinheit eine Bindungsstelle für das eigene Protein besitzt, so kann es im einfachsten Fall Dimere oder wenn die Bindungsstelle ausserhalb der Erkennungsregion liegt auch eine Kette bilden (Aktin).

Durch die Verbindung von mehreren Strukturen zu Doppelwendeln oder wie im Fall vieler einfacher Virushüllen zu einer Hohlkugel verleihen den Proteinen eine zusätzliche Stabilität. Viele dieser Aggregate können sich auch in vitro bilden (Tabakmosaikvirus oder Bakterienribosom), während andere Aggregate sich nur dann bilden, wenn andere Enzyme vorhanden sind (proteolytische Synthes von Insulin aus Proinsulin).

Der Aufbau komplexer Strukturen aus vorgefertigten Untereinheiten hat mehrere Vorteile: Die Synthese und das Auseinandernehmen benötigt, auf Grund der nichtkovalenten Bindungen wenig Energie, Fehler werden minimiert, das mutierte Untereinheiten aussortiert werden können und die Verwendung einer Untereinheit in mehreren Komplexen verringert die Menge an benötigter genetischer Information.

Für die Zelle ist die Mutation bekannter Strukturen immer der ökonomischere Weg als komplette ,,Neuentwicklung``  von Strukturen durch Zufallsmutationen. In der Praxis kann man dies ausnutzen, indem man die Aminosäuresequenzen neuer mit denen bekannter Proteine vergleicht und so durch Sequenzhomologien die Struktur und Funktion des unbekannten Proteins vermuten kann.


Proteinfaltung

Die Primärstruktur enthält alle Informationen zur Bildung der Sekundärstruktur. Ein weiteres Einwirken anderer Proteine ist nicht notwendig. Man kann dies durch Denaturieren von Proteinen in vitro zeigen: Diese renaturieren wieder.

Damit ein Protein die richtige Konformation (Tertiärstruktur) einnimmt, sind teilweise Cofaktoren oder Untereinheiten erforderlich. Dies können entweder eine stöchiometrische Wirkung haben (Chaperone verhindern durch ihre Anlagerung eine falsche Faltung) oder sie haben eine katalytische Wirkung, indem sie Disulfidbrücken bilden (z.B. Proteindisulfidisomerase) oder eine Bindungsänderung von cis nach trans durchführen (Peptidylpropylisomerase).

Eine Modifikation der Aminosäuren kann ebenfalls die Konformation ändern. Diese Modifikationen können Phosphorylierungen, Methylierungen, Acetylierungen oder Glycosylierungen sein.

Protein finden sich - auch nach Denaturierung - relativ schnell in einer sehr offenen und flexiblen Form, dem Molten Globule wieder. Die eigentliche Faltung wird jedoch unter der Kontrolle molekularer Chaperone durchgeführt. Die Chaperone sind mit den Hitzeschockproteinen verwandt und helfen den Proteinen aktiv bei der Proteinfalung oder verändern deren Struktur, wenn sie sich zunächst falsch gefaltet haben.

Einzelne Domänen eines Proteins falten sich gleich zu Anfang in einer charakteristischen Form. Sie werden Moduln genannt. Bei einer Tandemduplikation können diese Moduln leicht mehrfach in ein Protein eingebaut werden.

Durch unterschiedliche Mechanismen können unterschiedliche Proteine miteinander in Wechselwirkung treten: Eine Möglichkeit besteht darin, dass das eine Protein eine SH2-Domäne aufweist und darin das phosphorylierte Tyrosin eines anderen Proteins bindet. Hierbei lagert sich eine ,,Strippe``  mit einer Oberfläche zusammen. Eine andere Möglichkeit besteht in der Zusammenlagerung zweier helicaler Strukturen. Die dritte Möglichkeit iest das Zusammengehen zweier Oberflächen durch schwache Bindungen.

Der Zusammenbau grosser Proteinkomplexe wird druch zwei Mechanismen kontrolliert: Zum einen wird nach dem in 2.2.5 vorgestellten Mechanismus der Kopplung das Binden den zweiten Partners durch den ersten gefördert, aussdem werden unvollständige Proteinkomlexe durch Proteasen abgebaut.


Proteinabbau

Wenn ein Protein abgebaut werden soll, wird ein kleines Protein - das Ubiquitin - an das Protein geknüpft. Dies geschieht durch spezielle Enzyme, die eine im Normalzustand im Inneren liegende Aminosäurekette erkennen und markieren. So wird dieses von den Proteasomen erkannt und in deren zylinderartigen Inneren abgebaut.

Nach der N-Ende-Regel besteht ein enger Zusammenhang zwischen der Halbwertszeit eines Proteins in vivo und dessen N-terminaler Aminosäure. Spezielle Aminosäuren bilden ein Abbausignal, das unter anderem eventuell verhindern soll, dass Proteine, die eigentlich in der Membran lokalisiert sein sollten, ins Cytosol wandern. Durch eine Acetylierung kann der Abbau auch bei einer destabilisierenden Aminosäure verhindert werden.


Proteinfunktion

Damit ein Protein mit seinem Liganden interagieren kann, müssen sich zwischen den beiden Partnern schwache nichtkovaltene Bindungen ausbilden. Die Inteaktion wird durch die Reaktion bestimmter Aminosäuren mit dem Substrat erreicht. Wenn die Reaktivität einer solchen Seitenkette nicht ausreicht, dann werden nicht-polypeptidische Coenzyme (teilweise sehr fest) an das Protein gebunden (z.B. Häm) auch nach der Bindung an das Protein noch eine Reaktivität bewahren und mittels dieser zu einer Substratspezifität (Sauerstoff) führen.

Normalerweise bindet das Enzym zunächst das Substrat, wandelt es in ein Produkt um und entlässt dieses aus der Bindung. Da alle drei Reaktionen Gleichgewichtsreaktionen sind, wird die Reaktion durch eine Erhöhung der Substratrate bis zu einer Sättigung Vmax gesteigert. Der Substratwert, der der Reaktionsgeschwindigkeit bei der Hälfte von Vmax entspricht wird Michaelis-Konstante KM genannt.

Enzyme katalysieren eine Reaktion, indem bestimmte Übergangszustände stabilitiert und die Elektronenkonfiguration des so gebundenen Moleküls verändert werden. Eine andere Wirkung besteht darin, ein Substrat kurzzeitig zu binden, es zur Reaktion zu bringen, um dann die kovalenten Bindung wieder zu lösen.

Allerdings beschleunigt ein Enyzm immer die Hin- und die Rückreaktion in gleichem Masse. Das Verhältnis von Hin- und Rückreaktion hängt nur von deren Konzentrationen ab. Energetisch ungünstige Reaktinen laufen durch eine Koppelung mit ATP-Hydrolyse ab. Durch dieses Prozesse wird der gesamte ATP-Vorrat einer Zelle innerhalb von 1-2 Minuten komplett umgesetzt.

Normalerweise sind alle Reaktionen diffusionsbegrenzt, d.h. dass sie immer nur dann ablaufen, wenn die beiden Substrate zusammentreffen. Dieses Manko kann durch die Bildung von Multienzymkomplexen, bei denen das Produkt des einen Moleküls an das nächste als Substrat weiter gereicht wird, verhindert werden.


Regulation der Proteinfunktion

Durch die Bindung eines Liganden verändert sich die Struktur des Proteins. Häufig wechselt das Protein von einer offenen in eine geschlossene Konformation, indem sich zwei Proteindomänen aufeinander zu bewegen. In der veränderte Konformation kann dann das Protein ein anderes Substrat (z.B. ATP) besser binden und so kommt es dann zur Reaktion.

Wenn ein weiteres Substrat an einer anderen Bindungsstelle des Proteins binden kann und dadurch die Konformation verändert, kann es zu einer kooperativen oder einer kompetetiven Bindung kommen. Eine solche Kopplung wird Allosterie genannant. So ist es möglich, dass eine Substanz die Bindung zwischen einem Enyzm und seinem Substrat entweder fördern oder Hemmen.

Wichtig ist dabei dass die Hemmunf oder Förderung an einer Stelle erfolgt, die sich vom katalytischen Zentrum des Enzyms unterscheidet.

Bei einer längerern Reaktionkette findet man häufig eine negative Rückkopplung, bei der das Endprodukt der Reaktionskette das ersten Enyzm der Kette hemmt. Das Endprodukt bindet an das Regulationszentrum des Enzyms, während das Startprodukt am Aktivitätzentrum bindet.

Bei einer positiven Rückkopplung hingegen aktiviert der Ligand das Enzym durch Binden an die inaktivierte Form. Solche Kopplungsmechanismen dienen der Kontrolle kataboler Prozesse, bei denen beispielsweise das ADP in genügender Menge die Reaktion aktiviert, was zur Bildung von ATP führt.

Die meisten allosterischen Mechanismen wirken an Enzymen mit mehreren Untereinheiten. Der Ligand bindet an eine der Untereinheiten, wodurch diese die anderen Untereinheiten so verändert, dass es zu einem gemeinsamen kooperativen Übergang kommt, der eine sigmoide Kurve nach dem Alles-oder-Nichts-Prinzip zur Folge hat.

Eine andere Möglichkeit der Beeinflussung einer Enzyms besteht in der Phosphorylierung einer Seitengruppe durch eine Proteinkinase, was durch die zweifach negative Ladung der Phosphatgruppe eine Konformationsänderung zur Folge haben kann. Auch hier liegt die Phosphorylierungsstelle meist ausserhalb des aktiven Zentrums und beeinflusst das Enzym allosterisch.

Während die Proteinkinasen jeweils eine Phosphatgruppe vom ATP auf das Protein übertragen, entfernen die Protein-Phosphatasen die Phosphatgruppe. In beiden Enzymgruppen gibt es Enyzme mit unerschiedlichem Spezigitätsgrad.

Häufig findet man Enzyme, die nur dann aktiv werden, wenn mehrere ,,Bedingungen``  erfüllt sind. So wird die Cyklin-abhängige Proteinkinase nur dann aktiv, wenn ein bestimmtes Phosphat entfernt, ein anderes hinzugefügt und Cyclin gebunden ist. So können sehr komplexe Kontrollmechanismen realisiert werden.

Bei den Eukaryotenzellen findet man häufig GTP-bindende Proteine, die nur in der Anwesenheit von GTP aktiv sind. Das Protein bindet das GTP, wird dadurch aktiviert und inaktiviert sich selbst anschliessend durch Hydrolyse des GTP zu GDP.

Die Regulation der GTP-bindenden Proteine erfolgt durch GTPase-aktivierende Proteine kontrolliert. Diese binden an das GTP-bindende Protein und veranlassen es zur GTP-Hydrolyse. Trifft das inaktivierte Protein dann auf ein Guanin-Nucleotid-freisetzendes Protein (GNRP), so setzt es das GDP frei, bindet ein GTP und wird wieder aktiv.

Anwendung Allosterische Proteine

Bei einem Motorprotein, das sich an einer Struktur entlangbewegt, ist es wichtig, dass die Bewegung gerichtet geschieht. Dies wird durch die Verwendung der ATP-Hydrolyse erreicht. Die Hydrolyse ist energetisch ein praktisch irreversibler Prozess, der dazu führt, dass Konformationsänderungen gerichtet ablaufen.

In diesem Fall kann man sich dies so vorstellen, dass ein Enzym zwei ,,Füsse``  besitzt, von denen einer Kontakt mit der Stuktur hat. Durch die ATP-Bindung nimmt der zweite Fuss Kontakt mit der Struktur auf. Durch die Hydrolyse wird der zweite Fuss nachgezogen und nachdem sich das ADP gelöst hat ist die Ausgangskonfiguration wieder erreicht. Durch den Hydrolyseschritt findet die Reaktion in umgekehrter Reihenfolge nicht statt.

Ein solcher Ablauf führt z.B. beim Myosin dazu, dass der Kopf seine Bewegung macht.

Ein allosterisches Protein in der Membran kann entweder und ATP-Hydrolyse einen Ionengradienten aufbauen oder umgekehrt durch einen Ionengradienten ATP synthetisieren.

Viele andere Prozesse in der Zelle laufen nach ähnlichen Mechanismen ab: Motoren, Zeitgeber, Montagefaktoren und Informationsüberträger.


 
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