Unterabschnitte
Phylogenese
Die Evolution des Nervensystems geht von einem Nervennetz ohne
zentralnervöse Elemente aus. Davon ausgehend haben sich vier
Grundtypen entwickelt:
- Ein Gehirn mit Längssträngen, die durch Komissuren verbunden
sind. Die Längsstränge sind Markstränge ohne Ganglien.
- Ein Gehirn mit einem Strickleiternervensystem, bei dem die
ventralen Längsstränge mit Ganglien verbunden sind.
- Ein Gehrin mit vier Längssträngen. Diese Marksträge mit Ganglien
findet man vor allem bei den Mollusken.
- Bei den Chordata findet man ein dorsales Nevenrohr mit
anschliessendem Gehirn.
Man findet in der Phylogenese keine linear zunehmende Komplexität,
sondern unabhängig voneinandern mehrmals eine Zunahme der
Komplexität. Häufig findet man auch eine Vereinfachung; etwa bei den
sessilen Krebsen und bei den Mollusken.
Zur Entstehung des Telencephalons gibt es zwei Theorien:
Die Invasionstheorie besagt, dass ein ursprüngliches
Riechhirn imme mehr sensorische Eingänge integriert hat und so mit der
Zeit zu einem übergeordneten Zentrum wurde.
Die Parazellationstheorie geht von einem diffusen Zustand
aus, der durch den selektiven Verlust von Verbindungen mit der Zeit
eine erhöhte Komplexität erreichte.
Coelenteratren (Hohltiere)
Die Coelenteraten (Polypen, Quallen, etc.) haben kein Gehirn, keine
Ganglien und ihre Nervenzellen sind bi- oder multipolar ohne einen
Unterschied zwischen Dendrit und Axon.
In dieser ursprünglichsten Form des Nervensystems findet man ein
diffuses Nervensystem - teilweise mit einer Konzentratin der Neurone
am Schlundrand.
Als Sinnesorgane sind Pigmentflächen, Gleichgewichtsorgane und
Chemorezeptoren vorhanden.
Plathelminthen (Plattwürmer)
Bei den Plathelminthen findet sich bereits ein Cerebralganglion mit
einem bilateral symmetrischen Nervensystem. Das Nervensystem ist aus
zwei Längssträngen aufgebaut, die durch Kommissuren verbunden sind.
Neben Haut-Sinneszellen und Chemorezeptoren findet sich bei den
Plathelminthen zum ersten Mal ein Pigmentbecherauge.
Nemathelmithen (Fadenwürmer)
Die Nemathelmithen, zu denen auch C. elegans gehört, haben
bereit ein deutlich zentralisiertes Nervensystem, das aus einer
Ringkomissur um den Vorderdarm und mehreren damit verbundenen GAnglien
besteht.
Das Nervensystem besteht us vier bis zwölf Längsbahnen, die durch
halbseitige Kommissuren miteinander verbunden sind.
Die Sinnesorgane sind am Vorderende konzentriert. Dort befinden sich
Papillen, Borsten, Chemorezeptoren und teilweise Pigmentbecheraugen
mit einer Linse.
Nemertinen (Schnurwürmer)
Die Schnurwürme haben bereits ein Gehirn, das aus zwei ventralen und
zwei dorsalen Ganglien besteht. Diese sind durch Komissuren
verbunden.
Von den ventralen Ganglien aus gehen Längsstränge in den Köper, an
denen keine weiterne Ganglien liegen. Diese werden als Markstränge
bezeichnet.
Neben Tastborsten findet man bei den Nemertinen am Vorderende eine
Wimperngrube und ein inverses Pigmentbecherauge, das teilweise auch
schon mit einer Linse ausgestattet ist.
Mollusken
Bei den Conichiferen findet man ein Cerebralganglion, von dem dorsal
und ventral je zwei Stränge abgehen; dabei handelt es sich um
Markstränge ohne Ganglien.
Bei den Schnecken (Gastropoda) findet man Chiastoneurie in Form von
sich überkreuzenden Pleuroviszeralsträngen, sowie ein Cerebral
(Oberschlun-) Ganglion mit Komissur. Weitere Ganglien sind für die
Innevation von Pharynx, Fuss, Kiemen oder Darm vorhanden.
Neben Chemo- und Mechanosensoren findet man unterschiedliche
Augentypen von Gruben bis hin zum Linsenauge.
Bei den Cephalopoden (Koppfüssler) ist das Gehirn aus ungefähr 30
Ganglien oder auch Loben aufgebaut. Diese sind von einer Knorpelkapsel
umschlossen. Das Gehrin ist durchaus zu Lern- und Gedächnisleistungen
befähigt; beim optischen Lobus des Octupus findet man einen Cortex.
Neben dem Linsenauge findet man olfaktorische Organe und ein System
epidermaler Linien, das dem Seitenliniensystem der Fische gleicht,
sich aber unabhängig von diesem entwickelt hat.
Anneliden
Bei den Anneliden findet man ein Strickleiter-Nervensystem mit einem
Gehirn in Form eines Cerebralganglions. Die zwei ventralen Hauptnerven
bilden einen Schlundring und verlaufen dann paarig als Bauchmark, an
dem sich segmentierte Ganglien befinden. Die Bauchganglien eines
Segments sind durch Kommissuren verbunden, mit den Ganglien des
folgenden Segments sind sie durch Konnektive verbunden.
Bei den Anneliden wie dem Regenwurm findet man Riesenfasern mit einer
sehr hohen Leitungsgeschwindigkeit. Diese dienen vor allem Flucht- und
Rückziehreflexen.
Die Anneliden haben Sinneszellen mit Borsten, Hautrezeptoren,
Chemorezeptoren und Lichtsinnesorgane, die von einfachen Pigmentzellen
bis hin zu Linsenaugen reichen.
Arthropoden (Gliederfüssler)
Bei den Arthropoden findet man bereits ein Gehirn, das in Proto-,
Deuto- und Tritocerebrum unterteilt ist. Im Bauchmark findet man
deutlich segmentierte Ganglien.
Bei den Arachniden (Spinnen) findet man eine Konzentration der
Ganglien. Spinnen besitzen einen gut ausgeprägten Vibrationssinn und
mehrere Linsenaugen (man unterscheidet Haupt- und Nebenaugen).
Die Insekten besitzen ein ZNS aus Gehirn und Bauchmark. In letzterem
befinden sich Unterschlund-, Thorakal- und Abdominalganglion. Insekten
besitzen Komplexaugen, Antennen und ein olfaktorisches System.
Echinodermata
Die Echinodermata, zu denen z.B. auch die Seesterne gehören, besitzen
zwei radiärsymetrische Systeme: Das Ektoneurale System besteht aus
einem Nervenring, der Sinneszellen mit Interneuronen verknüpft;
parallel dazu verläuft getrennt das Hyponeurale System, das für die
Motorik verantwortlich ist.
Die Sinneszellen sind über den gesamten Körper verteilt.
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