Entwicklung bei Drosophila
Zu Beginn der Entwicklung von Drosophila bilden sich innerhalb der
Eizelle zwei Gradienten aus, die die anterior-posteriore und die
dorsoventrale Achse definieren. Der Gradient für die Längsachse bildet
sich bald nach der Befruchtung, der Gradient für die Querachse
später.
Bei der Drosophila findet bilden sich im Larvenstadium teilweise
Gewebe aus, die Vorläufer der adulten Regionen sind; teilweise werden
die Gewebe allerdings auch nur in diesem Stadium ausgebildet.
Entlang der Längsachse von Drosophila bilden sich während der
Entwicklung sogenannte Dentrikel (kleine Häarchen) in Form eines
Streifenmusters. Anhand des Dentrikelmusters kann man häufig auch
andere Mutationen des Phänotyps ablesen.
Nach der Befruchtung der Eizelle teilen sich die Kerne ohne dass eine
Zellteilung stattfindet. Nach den ersten sieben Teilungen wandern
einige Kerne in das Polplasma ein und bilden dort die Vorläufer der
Keimzellen. Nach der neunten Teilung wandern die Kerne an die
Peripherie und bilden dort eine Schicht, in der sie nach weiteren vier
Teilungen von Membranen getrennt werden. Entsprechend seiner relativen
Position gegenüber den beiden Gradienten definiert der Kern seine
Position und ist nach dem zellulären Blastoderm determiniert.
Bei der Eientwicklung entstehen aus einer Vorläuferzelle durch mehrere
mitotische Teilungen 16 Zellen, die über cytoplasmatische Brücken
verbunden sind. Eine diese Zellen wird durch eine Meiose zur
Eizelle. Aus den anderen entstehen Nährzellen.
Der erste Gradient wird durch maternale Gene geprägt. Wenn diese in
den somatischen an der Eientwicklung beteiligten Zellen exprimiert
werden, werden sie maternale somatische Gene, wenn die in der
Keinmbahn exprimiert werden maternale Keimbahngene genannt. Durch
diese Gene werden bestimmte Proteine über das Ei assymetrisch
verteilt. Diese Proteine werden Morphogene genannt:
- Das anteriore System definiert Kopf und Brust durch das
am Vorderende exprimierte maternale Keimbahnprodukt bicoid. Dieses
Gen kontrolliert die Transkription und die Expression von hunchback.
- Das posteriore System definiert die Hinterleibsegmente.
- Das terminale System sorgt für die Entwicklung
spezieller Strukturen an den unsegmentierten Enden. Diese
Entwicklung ist von den maternalen somatischen Einflüssen abhängig.
- Das System für die dorsoventrale Entwicklung wird von
den Follikelzellen der Bauchseite über Toll kontrolliert.
Es wurden bisher 30 maternale Kontrollgene identifiziert.
Zu meist wurden Transplantationsversuche verwendet, um die Wirkung
eines Gens festzustellen. So konnte man z.B. feststellen, dass
bicoid-Mutanten keinen Kopf haben. Nach Injektion von anteriorem
Cytoplasma eines Wildtyps in die Mutante entwickeln sich dort
anteriore Strukturen.
bicoid entfaltet seine Wirkung auf Grund eines Gradienten, der seine
höchste Konzentration am anterioren Ende hat. Es spielt eine
instrukive Rolle, da es für die Expression von Genen (z.B. hunchback)
benötigt wird.
Die posteriore Entwicklung ist durch eine grosse Gruppe von Genen
gesteuert. Die von diesen Genen kontrollierten Proteine sind für den
Nährstofftransport aus den Nährzellen und die Ausbildung des Abdomens
verantwortlich. Die einzelnen Proteine sind immer für die Lokalisation
des nächsten Proteins verantwortlich und bilden so über mehrere Stufen
die posteriore Struktur aus. Eines der Endprodukte (Nanos) wirkt
permissiv, indem es Gene (in dem fall hunchback) unterdrückt.
Das vom anterioren und posterioren System kontrollierte hunchback ist
ein Repressor, der für die anterioren Strukturen benötigt wird und bei
den posterioren nicht vorhanden sein darf. hunchback hemmt knirps und
giant, die für die Ausbildung des Abdomen verantwortlich sind.
Bei der dorsoventralen Entwicklung spielt die Interaktion der Oocyte
mit den Follikelzellen eine entscheidende Rolle. Zwei voneinandern
unabhängige Prozesse spielen bei der Musterbildung anterios-posterior
und dorsoventral eine Rolle. Beide beginnnen mit der Produktion von
gurken-RNA.
Im posterioren Bereich führt die gurken-RNA dazu, dass die dortigen
Follikelzellen zu posterioren Zellen werden.
Damit sich die dorso-ventrale Achse ausbildet, lagert sich die
gurken-RNA an der dorsalen Seite an. Diese Lokalisation und
Verankerung ist von mehreren Proteinen abhängig. Das von gurken
codierte Protein ähnelt TGF, welches mit dem Torpedo-Rezeptor
an den Follikelzellen interagiert. Dadurch werden die Follikelzellen
an der Ausbildung ventraler Strukturen gehindert. Nach der Befruchtung
ist vor allem Toll und eine dahinter geschaltete Signalkaskase für die
Ausbildung der dorsoventralen Struktur verantwortlich. In letzter
Konsequenz wird Dorsal aktiviert, das die Transkription im Kern
reguliert.
Neben der Ausbildung der Achsen stellt die Bildung der Segmente und
die sich schon sehr früh ausbildenden Parasegmente einen Marker der
Entwicklung da.
Die an dieser Entwicklung beteiligten Gene kann man an hand ihrer
Mutationen in bestimmte Gruppen einteilen:
Den gap-Mutanten fehlen mehrere benachbarte Segmente, den pair-rule
Mutanten fehlen in jedem zweiten Segment ein Teil des Musters und die
Sementpolaritätsmutanten weisen teilweise spiegelverkehrte Segement
auf.
Die Entwicklung der Segmente verläuft in Form einer immer genauer
werdenden Abstufung, bei der auf jeder Ebene einige wenige
Kontrollgene das Muster der Genexpression festlegen.
Die gap-Gene können direkt auf Bicoid reagieren bilden zu Anfang der
Eientwicklung vier Zonen aus. Der anteriore Pol kommt durch hunchback
zu Stande, der darauf folgende durch krüppel und die beiden anderen
Zonen durch knirps und giant.
Auf dieses Vierzonen- folgt ein Siebenstreifenstadium. Dieser Übergang
ist durch die Interaktion der Gap-Proteine untereinander
geregelt. Dabei unterdrücken sich die Signale an ihren Grenzen
gegenseitig und erzeugen so ein scharf begrenztes Streifenmuster.
Die Gap-Proteine kontrollieren gleichzeitig neben ihrer eigenen auch
die Transkription der pair-rule-Gene. Jedes dieser Gene bildet ein
Muster aus sieben Streifen längs des Embryos. Die Gene sind entweder
- wie eve - in den ungeradzahligen oder - wie im Fall von ftz - in
den geradzahligen Segmenten exprimiert. Mutanten fehlt die Hälfte der
Segmente.
Bei ftz wird das Gen zunächst gleichmässig exprimiert und dann
zwischen den Banden gezielt abgebaut. Die Kontrolle von eve hingegen
beruht auf einer Kontrolle durch Hunchback und Bicoid.
Die pair-rule-Gene kontrollieren ihrerseits wiederum die Expression
der Segmentpolaritätsgene, die eine Muster von 14 Streifen bilden. Sie
unterteilen die sieben Segmente in einen A- und einen P-Teil (Anterior
und Posterior). Das Gen engrailed wird nur in den P-Feldern
exprimiert.
Zu Beginn ist sein Expressionsmuster eine Zelle breit und dehnt sich
dann aus.
Die Homöotischen Gene bestimmten, wie sich jedes Segment differenzieren
soll. Diese Gene sind untereinander durch ein kompliziertes Netzwerk
verbunden. Mutationen in den Genen führen dazu, dass sich z.B. an der
Stelle der Antenne ein Bein entwickelt, etc.
Die homöotischen Gene sind in komplexen Loci arrangiert, die eine
grosse Anzahl an Steuerelementen beeinhalten und so eine sehr schwer
durchschaubare Antwort auf Mutationen zeigen.
Diese gene steuern vor allem die Entwicklung des adulten Insekts. Bei
den homöotischen Genkomplexen ANT-C und BX-C korreliert die Reihnfolge der
Gene mit der Position an der sie exprimiert werden.
Das klassische Beispiel ider das Bithorax-Komplex des
BX-C-Locus. Mutationen in diesem Gen können dazu führen, dass die
Fliege zwei flügeltragende Segmente ausbildet. Wenn der gesamte
BX-C-Komplex fehlt, kann die Larve keine Segmente mehr ausbilden.
Das Modell der Funktion der beiden Komplexe geht davon aus, das in
Richtung Posterior immer weitere Funktionen hinzugefügt werden, um das
folgende Segemtn festzulegen.
In vielen homöotischen Genen findet man die konservierte Sequenz der
Homöobox. Die Sequenz hat immer die gleiche Grösse und ist sehr
basisch. Er befindet sich zumeist am 3'-Ende der homöotischen
Loci. Die Homöodomänen der Antennapedia-Gruppe (ANT-C und BX-C) sind
sich sehr ähnlich und befinden sich am C-terminalen Ende der
Proteine. Die Gene mit Homöobox sind häufig in Clustern arrangiert.
Die beiden Komplexe ANT-C und BX-C werden häufig als HOM-C-Gene
zusammengefasst. Man hat die Homöobox mittlerweile in sehr vielen
Eukaryonten gefunden. Sie sind dort überall an der Steuerung der
Embryogenese beteiligt.
Auch beim Menschen sind die Gene mit einer Homöobox in Clustern
arrangiert. Ein einzelnes Gen aus dem Cluster wird als Hox-Gen
bezeichnet. Man kann in diesen Clustern die Loci denen von Drosophila
zuordnen. Die einander entsprechenden Loci werden als Paraloge
bezeichnet. Man nimmt an, dass sich Mensch und Fliege demnach erst
nach Entwicklung dieses Prinzips auseinander entwickelt haben.
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