Unterabschnitte
Membrantransport
Je hydrophober ein Molekül ist und je kleiner es ist, desto besser
kann es die Membran passieren.
Hydrophobe Moleküle wie O2, CO2, N2 oder Benzol können die
Membran ungehindert passieren; ebenso kleine ungeladene polare
Moleküle wie Wasser, Harnstoff oder Glycerol. Ionen mit einer hohen
Ladung oder grosse, ungeladene oder polare Moleküle können die Membran
nicht passieren.
Für den Transport von Substanzen, die die Membran nicht ungehindert
passieren können, werden Transportproteine benötigt.
Alle Transportproteine sind multi-pass-Proteine, die die Membran
mehrfach durchspannen. Sie lassen sich in zwei Haupklassen
unterteilen:
Die Carrier-Proteine binden eine Substanz und transporiteren diese
durch die Membran hindurch.
Die Kanalprotein hingegen binde ihr Substrat nicht sondern bilden eine
Pore, durch die die Substanz die Membran passieren kann.
Wenn über der Membran ein elektrochemischer Gradient für eine Substanz
anliegt, so kann diese allein auf Grund des passiven Transports die
Membran passieren. Wenn hingegen eine Substanz entgegen seinem
Gradienten transportiert wird, so geschieht dies durch aktiven aktiven
Transport mittels eines Carriers.
Ionophore sind kanalbildende Proteine, die normalerweise von Bakterien
synthetisiert werden und als biologische Waffe eingesetzt werden. Sie
machen die Membran für ein bestimmtes Ion permeabel, wobei sie als
Carrier oder als Kanal funktionieren können.
Carrier-Proteine
Da Carrier eine Bindungsstelle für ihr Substrat aufweisen, haben sie
ebenso wie andere Enzyme eine Kinetik, die an einem bestimmten Punkt
eine Sättigung erreicht. Diese Kinetik ist durch die Parameter der
Michaelis-Menten-Gleichung KM und Vmax charakterisiert.
Man unterscheidet die Carrier nach der Art und Weise ihres Transports:
Ein Uniporter transportiert einfach eine Substanz von einer Seite der
Membran auf die andere; ein gekoppelter Transporter transportiert
immer zwei Substanzen gleichzeitig. Werden beide Substanzen in die
gleiche Richtung transportiert, nennt man das System Symport, werden
die in unterschiedliche Richtungen transportiert, wird es Antiport
genannt.
Wenn ein Carrier eine Substanz gegen ihren Gradienten transportiert,
so geschieht dies unter Energieverbrauch.
Diese wird im Fall der Natrium-Kalium-Pumpe vom ATP
bereitgestellt. Diese Pumpe arbeitet als Antiport, indem sie Natrium
aus der Zelle heraus und Kalium in die Zelle hinein pumpt. Den
Nachweis für die Aktivität der Membran konnte man erbringen, indem man
das Protein in einer isolierten Erythrocytenmembran (Ghost)
untersuchte.
Die Pumpe befördert für zwei Kalium je drei Natrium aus der Zelle
heraus und bewirkt so, dass die Aussenseite der Membran gegenüber der
Innenseite negativ geladen ist. Neben dem Membranpotential regelt die
Pumpe aber auch das Zellvolumen, da sie durch ihre Aktivität die
Osmolarität der Zelle modifiziert.
Bei vielen Zellen führt die Inhibition dieser ATPase dazu, dass die
Zellen anschwellen und teilweise sogar platzen.
Auch einige Calciumpumpen sind ATPasen. Sie dienen dazu, die bei
Eukaryonten extrem niedrige Calciumkonzentration im Cytosol aufrecht
zu halten.
Die am besten untersuchte Calciumpumpe ist die des sarkoplasmatischen
Retikulums. Das SR ist eine Spezialform des ER in den Muskelzellen und
dient dort als intrazellulärer Calciumspeicher. Das Protein scheint
der Natrium-Kalium-ATPase homolog zu sein.
Neben dem ATP kann auch ein Ionengradient den aktiven Transport
antreiben. So werden im Darm- und Nierenepithel viele Zucker und
andere Kleine Moleküle durch einen Symport mit Natrium in die Zelle
transportiert. Bei den Bakterien, die keine Natrium-Kalium-ATPase für
den aufbau eine Natriumgradienten besitzen, dient die H+-ATPase als
Triebkraft und der Transport läuft als ein Cotransport mit Wasserstoff
ab.
Um den physiologischen pH-Wert von 7,2 in der Zelle aufrecht zu
halten, verwenden die Zellen einen Antiporter, der den Natriumfluss
nach Intrazellulär entweder mit einem direkten Ausstrom von H+ oder
aber mit einem Einstrom von HCO3- koppelt. Ein noch wirksamerer
Austauscher als der einfache Na+/H+ - Austauscher ist der
cl-/HCO3- - Austauscher, der einen Einstrom von Natrium und
Bicarbonat an einen Ausstrom von Chlor und Wasserstoff koppelt.
Vor allem bei Gliazellen findet sich ein drittes System, der
Na+/HCO3- - Symport, der ein Natrium zusammen mit mehreren
HCO3- -Ionen in die Zelle transportiert. Die Arbeit dieses Systems
wird um so schwerer, je negativer die Ladung der Zelle wird.
Um Stoffe wie dies bei den Epithelzellen der Fall ist durch eine Zelle
hindurch zu tranportieren, wird auf der einen Seite die Substanz, wie
z.B. Glukose aufgenommen, indem ihr Eintransport mit einem
Natrium-Symport gekoppelt ist. Dadurch wird in der Zelle eine hohe
Glukosekonzentration geschaffen und auf der anderen Seite verlässt die
Glucose - ihrem Gradienten folgend - die Zelle wieder.
Neben den Natrium-getriebenen Carriern gibt es noch eine grosse
Familie der ATP-getriebenen Pumpen, den sogenannten ABC-Transportern,
die aktiv ein bestimmtes Substrat aus der Zelle herauspumpen. Diese
Proteine sind häufig für bestimmte Resistenzen verantwortlich, indem
sie Medikamente aus der Zelle heraustransportieren.
Ionenkanäle
Im Gegensatz zu den Carriern bilden die Ionenkanäle eine hydrophile
Pore aus, durch die die Substanzen - ihren Gradienten folgend -
passieren können.
Ein jeder Kanal ist durch seine Ionenselektivität, die nur bestimmten
Substanzen den Durchtritt erlaubt, gekennzeichnet. Die Ionenkanäle
sind normalerweise nicht immer geöffnet, sondern öffnen sich auf einen
bestimmten Reiz hin.
Anhand des Singnals, das den Kanal öffnet kann man die Ionenkanäle
unterteilen: Die spannungskontrollierten Ionenkanäle öffnen sich auf
Grund einer bestimmten Spannungdifferenz über der Membran, die
ligandenkontrollierten öffnen sich, wenn ein bestimmter Ligand bindet
und die mechanisch kontrollierten Kanäle öffnen sich auf eine
Verformung der Membran hin.
Durch eine bestimmte Gruppe von Kaliumkanälen, den
Kaliumsickerkanälen, wird bei den meisten tierischen Zellen das
Membranpotential konstant gehalten. Durch diese Kanäle ist die Kraft
des Konzentrationsgradienten, die einen Ausstrom der Kaliumionen bewirken
würde in einem Gleichgewicht mit der elektromotorischen Kraft, die der
Konzentration entgegen wirkt. Dieser durch die Nernst-Gleichung
charakterisierte Zusammenhang wird durch die Kalium-Sickerkanäle erst
ermöglicht.
Wenn die Natrium-Kalium-Pumpe blockiert würde, würde das
Membranpotential zunächst konstant bleiben bis sich mit der Zeit -
auf Grund der geringen Durchlässigkeit der Membran für Natrium - die
Konzentrationen für Natrium und Kalium ausgeglichen hätten. Wenn die
Membran für Natrium undurchlässig wäre, dann würde das
Membranpotential über einen wesentlich längeren Zeitraum als die
normalerweise bis zu einem Ausgleich vergehenden Minuten aufrecht
erhalten.
Die Weiterleitung der Erregung bei einer Nervenzelle basiert auf
spannungsabhängigen Kanälen.
Durch eine Depolarisation der Membran öffnen sich die
spannungsabhängigen Natriumkanäle, was zu einem schnellen Anstieg der
Natriumionenkonzentration führt. Wenn diese Kanäle dann auch weiterhin
geöffnet bleiben würden, würde sich das Membranpotential auf einem
neuen Ruhewert einpendeln. Das dies nicht der Fall ist, liegt zum
einen daran, dass die Natriumkanäle sich inaktivieren und sich dafür
zeitverzögert die Kalium-Kanäle öffnen. Durch den darauf hin folgenden
Ausstrom von Kaliumionen repolarisiert das Membranpotential wieder.
Die Natriumkanäle der Membran öffnen sich nach einem
Alles-oder-Nichts-Prinzip. Die Veränderung des Membranpotentials kommt
demnach also nicht durch den Öffnungszustand der Kanäle, sondern durch
die Anzahl der geöffneten Kanäle zustande.
Bei den Kaliumkanälen gibt es unterschiedliche Typen. Die verzögerten
Kaliumkanäle sind spannungskontrolliert und für die Weiterleitung des
Aktionspotentials verantwortlich. Sie haben eine langsame Kinetik und
werden durch die Repolarisation dazu veranlasst, dich wieder zu
schliessen.
Die frühen Kaliumkanäle hingegen haben eine schnellere Kinetik und
öffnen sich bei einer Depolarisation der Membran. Die frühen
Kaliumkanäle bewirken eine direkt proportionale Abhängigkeit zwischen
der Depolarisation durch den Reiz und der Frequenz der entstehenden
Aktionspotentiale. Bei einer Abhängigkeit nur auf Grund der langsamen
Kanäle und der Natriumkanäle käme es zu einer Aktivierung ab einer
bestimmten Schwelle mit einer hohen Frequenz. Nur das Zusammenspiel
der beiden Kanaltypen führt dazu, dass eine direkte Abhängigkeit
zwischen Reizstärke und Frequenz zu Stande kommt.
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