Unterabschnitte
Das Aktionspotential
Das Aktionspotential nach Hodgkin und Huxley
Wird in einem Voltage-Clamp-Experiment die Membran um 10 mV
depolarisiert, so fließt ein Strom durch die Ruhemembrankanäle: Der
Leckstrom iL. Die Leitfähigkeit der Leckstromkanäle sei gL.
Bei einer höheren Depolarisation kommt es vor allem auf die
Leitfähigkeiten der natrium- und Kalium-kanäle an. Durch ein
Blockieren des Natrium-Kanals mit TTX, bzw. des Kalium-Kanals durch
TEA, kann man - nach Abzug des Leckstroms - und unter
Berücksichtigung der kapazitiven Ströme den Natrium- und den Kalium
Strom (INa und IK) isolieren. Aus diesesn strömen kann man
dann die Leifähigkeiten berechnen.
Die Natriumkanäle haben drei Konformatinonen: geschlossen, offen und
inaktiviert. Die Inaktivierung kann nur durch eine Repolarisation
aufgehoben werden.
Das Aktionspotential verläuft nach Hodgkin und Huxley wie folgt ab:
- Depolarisation der Membran.
- Öffnen der Natriumkanäle führt zu einem Natriumeinstrom.
- Die Entladung des Membrankondensators führt zu einem weiteren
Natriumeinstrom.
- Die weitere Depolarisation durch die sich selbst verstärkende
Wirkung des Natriums (immer mehr Kanäle öffenen sich, immer mehr
Natrium strömt ein) inaktiviert dann schliesslich die Natriumkanäle.
- Verzögert öffnen sich die Kaliumkanäle.
- Der Kaliumeinstrom Re- bzw. Hyperpolarisiert die Membran.
Nach dem Aktionspotential sind die Natriumkanäle noch einige Zeit
inaktiviert. In dieser Zeit kann kein weiteres Aktionspotential
ausgelöst werden. Man nennt dies die absolute Refraktärzeit. Das
verspätete Schliessen der Kaliumkanäle führt zu einer relativen
Refraktärzeit, in der nur ein abgeschwächtes Aktionspotential
ausgelöst werden kann.
Das Alles-oder-nichts-Prinzip besagt, dass ein Aktionpotential
entweder in seiner vollen Höhe oder gar nicht ausgelöst wird. Dieses
Gesetz beruhr auf den zu Anfang fliessenden Strömen von Natrium-,
Kalium- und Leckstrom. Je nachdem, ob
INa + Ik + IL grösser
oder kleiner als Null ist - sprich, ob dr Strom einwärts oder
auswärtsgerichtet ist, wird ein Aktionspotential ausgelöst oder
nicht.
Abweichungen des Aktionspotential von Hodkin und Huxley
Den grundlegenden Mechanismus nach Hodgkin und Huxley hat man
mittlerweile bei allen Tieren und bei allen Zellen in gleicher Form
gefunden.
Ein wichtiger unterschied ist die Tatsache, dass es unteschiedliche
Typen von Kaliumkanälen gibt. Neben dem von Hodkin und Huxley
beschriebenen Klangsam aktivierten Kanal, der als verzögerter
Gleichrichter dient, gibt es weitere Typen:
Der calciumaktivierte Kaliumkanal wird nur dann aktiviert, wenn nebem
der Depolarisation die Calciumkonzentration im Intrazellulärraum eine
ausreichend hohe Konzentration hat. Diese Kanal kann Serien von
Aktionspotentialen beenden, indem er durch das akkumulierte Calcium
aktiviert wird und für einen Kaliumeinstrom sorgt.
Der transitorische oder schnelle Kaliumkanal wird sehr schnell
aktiviert und wieder deaktiviert.
Der M-Typ Kanal wird sehr langsam aktiviert und durch Acetylcholin
inaktiviert.
Ein ATP-abhängiger Kaliumkanal wird nur dann geöffnet, wenn die
ATP-Konzentration unter 1 mmol/l fällt. Die bewirkt, dass bei
Energiemangel das Membranpotential nahe dem Ruhepotential gehalten
wird und somit Energie gespart wird.
Des weiteren haben Hodkin und Huxley die Wirkung des Calciums nicht
berücksichtigt. Es kommt bei einem Aktionspotential grunsätzlich zu
einem Calciumeinstrom. Dieser Calciumeinstrom kann mehrere Aufgaben
haben. Zum einen depolarisiert er die Membran und sorgt für einen
weiteren Anstieg der Calciumkonzentration. Des weiteren kann der die
Calciumkanäle deaktivieren und die calciumabhängigen Kaliumkanäle
aktivieren und so zur Repolarisation beitragen.
Im embryonalen Gewebe, wie auch in Nevenendigungen kann die Rolle des
Natriums vollständig vom Calcium übernommen werden. Die Calciumkanäle
werden in niederschwellige (LVA), die schon bei -50 mV schnell
depolarisiern und hochschwellige (HVA) Kanäle, die erst bei -20 mV
aktiviert werden, unterteilt. Die Inaktivierung der zuletzt genannten
ist sehr langsam und von der Calciumkonzentration im ICV abhängig.
Für eine Depolarisation in in den meisten Zellen sind neben den
Natium- die (HVA-)Calciumkanäle mitverantwortlich. Eine weitere
Verstärkung findet durch eine Ca2+-Freisetzung aus dem ER statt.
Die Repolarisation ist von unterschiedlichen (teils
Ca2+-gesteuerten Kanälen) abhängig.
Eine Plateauphase wird durch einen langen Einstrom von
Ca2+ durch die HVA-Kanäle erreicht. So wird die
Natrium-Inaktivieung aufgehoben, bis es zu einem Abbruch z.B. durch
den oben erwähnten kaliumabhängigen Mechanismus kommt. Es folgt eine
Refraktärzeit von ca. 100 ms.
Auch wenn das Prinzip der Gleichung allgemeingültig ist, so sind
Neurone doch unerschiedlich erregbat: z.B. kann eine lange
Hyperpolarisation die Antwortbereitschaft deutlich senken. Und auch
innerhalb eines Neurons kann es durch eine unterschiedliche Verteilung
der Kanaltypen zu einem unterschiedlichen Antwortverhalten kommen.
Die heutigen Modelle beruhen - im Gegensatz zu den empirischen Werten
der Hodgkin und Huxley - Gleichung - auf einem physikalisch-chemischen
Modell, das Temperatur, Potential und andere Faktoren quantitativ
beschreibt.
Die Hodgkin und Huxley - Gleichung
Hodgkin und Huxley haben die Kinetik des Aktionspotentials mittels
empirisch gefundener Gleichungen beschrieben.
Zunächst haben sie auf Grund der oben erwähnten Kanalkinetiken die
Leitfähigkeiten der Kanäle beschrieben. Die Leitfähigkeit des
Kaliumkanals hängt von der Variable n, die seinen Öffnungszustand
kontrolliert ab:
Beim NAtriumkanal kontrolliert m die Aktivierung des Kanals und h ist
für die Inaktivierung des Kanals verantwortlich:
Alle drei variablen lassen sich wiederum durch Gleichungen in
Abhängigkeit von zwei Konstanten und darstellen, die
den Gleichgewichtskonstanten für die Hin- und Rückreaktion zwischen
zwei Zuständen entsprechen.
Der Strom über der Membran ergibt sich dann als:
Weiterleitung des Aktionspotentials
Die räumliche Verteilung eines Aktionspotentials entspricht ziemlich
genau seiner zeitlichen Verteilung.
Die Geschwindigkeit des Aktionspotentials ist von mehreren Faktoren
abhängig: Je grösser der Einwärtsstrom ist, desto schneller steigt das
Aktionspotential an und desto schneller wird es weitergeleitet. Dieser
Effekt wird genutzt, indem das Ruhepotential gesenkt wird, dadurch der
Einwärtstrom abnimmt und die Fortleitung langsamer wird (bei
Sauerstoffmangel oder einer hohen Kaliumkonzentration im
Extrazellulärraum).
Wie schon oben erwähnt leitet ein Riesenaxon schneller als einen mit
einem gerinen Druchmesser. Das Problem hierbei ist allerdings, dass
sie Leitungsgeschwindigkeit proportional der Wurzel aus dem
Durchmesser steigt, demnach also eine sehr viel stärkerer
Vergrösserung für einen geringen Effekt notwendig ist, als bei der
myelinisierten Faser, bei der die Leitungsgeschwindigkeit direkt
proportional dem Durchmesser ist.
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